England
Südengland auf Nebenstrassen erkunden
Die ersten Tage...
Die Reise startete gestresst, nervös, unruhig. Irgendwie waren die letzten Wochen so unglaublich voll gepackt mit Allem - nur nicht mit Ferienvorbereitungen.
Aber wir haben alles irgendwie mit gerade mal 1,5 Stunden Verspätung geschafft. Los ging es Richtung Frankreich bis an die Nordküste nach Caen zum Fährhafen. Drei Tage Zeit haben wir eingeplant um über Landstrassen ohne Autobahn unser Ziel zu erreichen. So lernt man Frankreich auch ein wenig besser kennen - und wir werden irgendwann wiederkommen und länger bleiben. Ein tolles und abwechslungsreiches Land.
Viele Fotos sind während der Fahrt natürlich nicht entstanden - aber der Anfang gehört halt zur Reise dazu.
Ankunft in UK...
Die Fähre über den Ärmelkanal von Caen nach Portsmouth verlief ruhig. Nichts ausser dem Motorrangeräusch war zu hören und liess uns recht angenehm schlafen.
Wir wurden pünktlich 06:45 Uhr ausgespuckt und auf englischen Boden gesetzt. Friss oder stirb - so die Devise. Nach dem Zoll hat man die Wahl zwischen Stadtverkehr oder - so wie wir - ab auf die Autobahn und weg. Unser Ziel? Keins. Einfach raus aus der Stadt. Grobe Richtung Pool. Nach gut zwei Stunden Linksverkehr und ohne Frühstück geschweige denn Kaffee, landeten wir in Corfe Castle - einem verschlafenen Ort insofern man die vielen Besucher des auf einem Hügel thronenden Castles nicht mitzählt. Unser Camping jedoch ist sehr verschlafen und für uns der perfekte Ort um anzukommen.
Am nächsten Tag unternehmen wir einen Ausflug an den Strand - Knoll Beach, Studland. Was wir dort finden ist aber absolut nicht das was wir suchen. Nämlich Menschen, weisser Sandstrand, Liegenvermietung, FKK und noch mehr Menschen. Nach einem wirklich sehr leckerem Eis wandern wir durch die Dünen wieder zurück zum Auto und entscheiden uns noch für einen Abstecher zur St. Aldhelm's Chapel, einer eher ungewöhnlichen quadratischen Steinkonstruktion, die im späten 12. Jahrhundert erbaut wurde und ihren Namen von Aldhelm, dem ersten Bischof von Sherborne, im Jahr 705 n. Chr., hat.
Von dort aus führt auch ein Teil des Coast Trails zurück zum Parkplatz. Mit beeindruckender Aussicht über das Meer und die Küste geniessen wir das Abendlicht und kehren zufrieden zurück zum Campingplatz.
Weiter Richtung Westen
Wir wollen weiter - mehr sehen von diesem für uns neuen Land. Richtung Westen machen wir uns auf den Weg und unterwegs besuchen wir noch einen kitschigen rot-weiss-gestreiften Leuchtturm - das Portland Bill Lighthouse. Auch hier tummeln sich Touristen oder auch Einheimische, die die warme Sonne und das Meer geniessen. Der Leuchtturm ist dabei eher Nebensache. Nach einem Snack fahren wir weiter - ohne wirklich zu wissen wohin und schlagen unser Camp im Pooh Cottage Holiday Park, südlich von Exeter auf. Wir nutzen den Abend um uns über unsere Reise Gedanken zu machen und uns klar zu werden, wohin und was wir eigentlich wollen.
Morgen gehts ins Dartmoor - ein Plan ist gefasst und wir freuen uns darauf.
Dartmoor
Wilde, offene Moorlandschaften und tiefe Flusstäler, mit viel Geschichte und seltenen Wildtieren – Dartmoor ist ein einzigartiger Ort. So zumindest steht es auf der offiziellen Webseite [https://www.dartmoor.gov.uk]. Und ja, das Dartmoor ist einzigartig, weit, offen, zerklüftet, karg und doch reich an Flora und Fauna.
Bereits bei der Einfahrt aus Osten herkommend begrüsst einem das Dartmoor mit seinen engen, zum Teil mit Haselstreuchern zugewachsenen Tunneln. Schafe, Kühe und Pferde grasen die Vegetation millimeterkurz ab. Unser Campingplatz befindet sich südlich von Tavistock, eingebettet zwischen Schafweiden in hügeliger Landschaft. Ruhig und verschlafen - perfekt für uns.
Den nächsten Tag erkunden wir einen Teil des Dartmoor zu Fuss. Einer der unzählig vielen Wanderwege. Vorbei an Bauernhöfen über offene Graslandschaft, hinunter zum Fluss, über kleine Brücken, hinauf auf einen der vielen Tore (Steinanhäufungen) um die Aussicht zu geniessen und wieder zurück nach Two Bridges, wo unser Auto auf uns wartet.
Cornwall
Cornwall - bekannt aus der TV-Serie Rosemunder Pilcher. Steil abstürzende Klippen, rauher Atlantik, endloses Weideland, einsame Sandstrände, verträumte Buchten, kleine englische Dörfer.
Am Cape Cornwall geniessen wir den stürmischen Wind der uns vom Atlantik her entgegenweht. Die Aussicht ist grandios schön. Das Meer peitscht gegen die schroffe Küste und wir geniessen einen sehr feinen Kuchen und einen Espresso der Marke "Herztot". Es ist atemberaubend schön um uns. Genau das haben wir erhofft zu finden und die nächsten Tage verbringen wir langsam Richtung Norden fahrend in der schönen Grafschaft. In St. Just finden wir einen kleinen Campingplatz nahe dem Coastpath. Im nahe gelegenen Pub, das aus allen Nähten platzt, ergattern wir einen Tisch und dürfen richtig gute englische Küche geniessen. Ja man findet in England auch sehr gute Küche.
Je nördlicher man in Cornwall kommt, desto touristischer ist es jedoch. Sandstrände locken Touristen zum baden an. Bude bietet uns nochmals einen unbeschreiblich schönen Anblick. Der Himmel ist wolkenverhangen und wirkt bedrohlich. Der Wind ist stürmisch. Und trotzdem lassen sich ein paar ehrgeizige Surfer nicht davon abbringen, diese eine Welle zu finden um sie zu reiten. Wir betrachten das Schauspiel eine Weile um dann dem Trubel zu entfliehen. Wir flüchten weiter nach North Devon und finden in Hartland wieder mehr Ruhe und dramatischere Küsten.
North Devon
In Hartland bleiben wir ein paar Tage und geniessen die Abgeschiedenheit. Unser Camping ist mehrere ha gross, aber ruhig und kaum Camper. Die Nebensaison spielt uns in die Karten. Die Küste bietet uns wieder ein Schauspiel und der Coastpath ist wenige Gehminuten entfernt.
Wir entscheiden uns noch für ein paar Tage im Exmoor und hoffen auf ähnlich weite Landschaften wie im Dartmoor. Ein Fehlentscheid im Nachhinein. Für uns ist das Exmoor viel zu erschlossen. Es sind viel zu viele Menschen und wir fühlen uns beide nicht wohl. Wir erfahren über den Reiseführer, dass das Exmoor als Wanderparadies und Feriendomizil für Engländer gilt. Aha, darum. Es ist Wochenende. Der Campingplatz ist bis auf den letzten Platz belegt. Wir finden hier keine Ruhe und ziehen wieder Richtung Süden. Einmal quer durchs Land, Richtung Sidmouth. Eine schöne, durch Wälder führende Strecke, die eine Erwähung verdient hat. Wir schlängeln uns langsam durch die Grafschaft "Devon". Wir finden eine kleine Honigfarm, geniessen nach Kaffee und Kuchen einen Spaziergang durch den Garten und decken uns mit Honig ein.
Wir geiessen unsere letzten Tage bevor uns die Fähre wieder auf europäisches Festland befördert.
Was wir über England sagen können
England - ein spezielles Land. Es hat mich einige Zeit gekostet, bis ich mit diesem England warm geworden bin. Es bietet von allem Etwas. Und wahrscheinlich muss man es noch viel öfter bereisen, um es wirklich zu verstehen. Es gibt Ecken, da tummeln sich die Menschen, es ist dicht besiedelt, geschäftig, nervös. Und dann gibt es auch viele versteckte Ecken, da ist man ein bisschen mehr für sich. Alles geht einen Gang langsamer, ruhiger. Die zu finden, ist gar nicht so einfach. Aber wenn man einen findet, dann soll man den Moment festhalten, innehalten, stehenbleiben und zur Ruhe kommen.
Bis dort hin heisst es Nerven bewahren. Die engen Nebenstrassen, von Sträuchern zugewachsen, verewigen sich im Autolack. Gut beraten ist, wem das Auto wichtig aber nicht heilig ist oder ein dickes Portmonnaie hat. Ansonsten muss man auf Zweirad umsteigen oder zu Fuss laufen - wobei man dann mit dem Leben spielt.
Wir sind mit unserem California gut durchgekommen, aber mit etwas breiterem würden wir dort nicht durchfahren wollen. Und eins ist sicher: langsam ist die Mutter der Porzellankiste! Es ist eng, unübersichtlich, kurvenreich und von Schlaglöchern wird man nicht verschont. Hier heisst es: der Weg ist das Ziel.
Die Engländer selbst sind ein sehr freundliches, hilfsbereites Völkchen. Sie haben meistens ein Lächeln übrig für sein Gegenüber und halten gerne ein Schwätzchen. Ob beim Abwasch auf dem Camping oder weil gerade ein Hund bellt. Ach ja, Hunde. Es scheint so viele Hunde wie Engländer zu geben. Zumindest sieht man kaum einen ohne Hund.
Campen lässt sich in England übrigens sehr gut. Wir hatten stets ruhige und sehr saubere Campingplätze. Es gibt unzählige und es gab auch nie ein Problem ein Plätzchen zu finden. Am Wochenende kann es etwas knapp werden, und es empfielt sich, vorher anzurufen um einen Platz sicher zu wissen.
Und das englische Wetter? Wir hatten von heissen, trockenen Tagen bis Regentage alles dabei. Genauso muss es sein.
England ist eine Reise wert. Wir werden vielleicht eines Tages wieder kommen - aber vorher stehen noch andere Reiseziele auf dem Plan. Wir sind gespannt, wo wir als nächstes unser Lager aufschlagen.